TEXTIL-WIRTSCHAFT

Der Wäsche-Couturier

Bei Leo´s galt er als Mega-in. In der Talkrunde von Tele5 sprach er über Männerwäsche. Die ZDF-Teleillustrierte und die Süddeutsche Zeitung portraitierten ihn ebenso wie das Playgirl und die Bild-Zeitung. Die Medien machen Rummel um Lothar Schuster.

Lothar Schuster ist 32 Jahre alt und arbeitet als Männerwäsche-Designer. Oder besser gesagt: Lothar Schuster entwirft und näht maßgeschneiderte Dessous für Männer. „Tendenze by Lothar Schuster“ heißt die Kollektion mit den Wäsche-Unikaten.

Szenenwechsel: München. Utzschneiderstr. 12, gleich hinter dem Viktualienmarkt. „Grüß Sie Gott. Was hättens denn gerne? Schauens mal den String-Body an mit den Rosenmustern. Oder mögens lieber einen Minislip. Mit der Po-Naht sitzt der super. Oder Die Radler mit dem ausgearbeiteten Beutel?“ Michael Rohrmann kennt das Wäsche-Metier. Auf 27 Quadratmeter Verkaufsfläche präsentiert er Luxuswäsche in feinstem Ambiente. Samt oder Seide, Spitze oder Nez und natürlich Opas Rippe – hier ist in Sachen Männerwäsche fast alles zu haben, was exclusiv, extravagant und vor allem teuer ist. Michael Rohrmann ist der Kompagnon von Lothar Schuster und verkauft in dem Wäscheladen „TENDENZE“ die Kollektion „Tendenze by Lothar Schuster“ und nichts anderes.

„Tendenze“ ist nach eigenen Angaben der erste und einzige Haute-Couture-Wäscheladen Europas. Männer suchen hier nicht etwa den Doppelripp im Dreierpack, sondern ein topmodisches und unverwechselbares Wäschesortiment. Das hat seinen Preis: Die Minislips sind ab 79 Mark zu haben, „ansonsten gibt es bei uns keine Unterhose unter 119 Mark“, so Rohrmann. Für den teuersten Body muß man 349 DM hinblättern. „Dafür sind es Unikate und die Passform ist perfekt“, versichert Lothar Schuster.

Die Männerwäsche ist für den gebürtigen Österreicher vertrautes Terrain. Anfang der 80er Jahre richtete er sein erstes Atelier in Schwabing ein. Seit sieben Jahren arbeitet er für einen großen Wäscheversender und seit vier Saisons entwirft er Kollektionen für HOM. Daran wird sich auch künftig nichts ändern, auch wenn er seine eigene Kollektion weiter forcieren will. Langfristig könnte er sich vorstellen, seine Wäsche in Lizenz zu vergeben oder zusätzlich eine preisgünstigere Kollektion zu entwerfen. Mit „Tendenze“ will Schuster seinen eigenen Namen zur Marke machen, und sich „Im Design austoben“. Um den Laden ständig mit neuer Ware zu bestücken, entwirft er permanent neue Modelle – und näht sie selbst. Das Atelier ist perfekt ausgestattet, eine angestellte Näherin geht ihm bei Standard-Artikeln zur Hand. Das gibt Ihm die Möglichkeit schnell und individuell auf Kundenwünsche einzugehen. „Für Frauen gibt es 23 BH-Größen und Männer sollen in sieben Unterhosen-Größen hineingezwängt werden“, argumentiert Schuster. Und: „Unsere Kundschaft besteht nicht nur aus hochgewachsenen, schlanken Traumfiguren. Die suchen nicht die gängigen Athletics in Schwarz und Weiß.

Sein Konzept hat Erfolg. 30 Prozent seines Monatsumsatzes gehen über Sonderanfertigungen. Stoffmuster werden Stammkunden zugeschickt, bestellt wird häufig per Telefon.

Und die Mode? Ob es Tagwäsche oder Bademode ist. Lothar Schuster präsentiert ein kreatives Spiel mit Muster, Form und Farbe. Dazu gehören Slips aller Art, klein und sexy als String, edel in Seide, hauteng und bedruckt in Baumwolle/Lycra. Das gilt auch für Bodies, das reicht von String-Bodies bis zu Retro-Modellen. Auf die Nuancen kommts bei ihm an, auf innovatives Styling. Farbe muß sein bei Lothar Schuster. Er will nicht einstimmen in den Reigen der schwarzweißen Wäscheeuphorie. Da sind mal PucciPrints dabei oder Rosen für die Hosen. Da wird Samt und Seide eingesetzt für Männerwäsche, Ajours und Netzoptiken, denn „Wäsche hat auch mit Erotik zu tun“.