Abschied vom drögen „Doppelripp“ / Auf den „Body“ kommt es an
LOTHAR SCHUSTER, Designer und Inhaber von Tendenze.
Der Mann als Lustobjekt: In winzigen Tangas, Samt-Bodys und Badeanzügen mit Pünktchen-Muster schickte der Münchener DessousDesigner Lothar Schuster mode-und körperbewusste Männer in den Sommer. Bei seiner Open-air-Modenschau zur Eröffnung des ersten „Tendenze“-Ladens in Berlin, Ansbacher Straße 36, stieß der Abschied vom drögen „Doppelripp“ auf breiten Beifall: Die Menschenansammlung vor dem Laden in der Ansbacher Straße beklatschte halbnackte Männer in bunten Cat-Suits ebenso wie im raffinierten „Hauch von Nichts“ oder in „Torrero-Badeanzügen“ mit gechnürten Leibchen. Die Preise für die Männer-Dessous der Haute-Couture beginnen bei 79 markt (Tangas), nach oben sind dann keine Grenzen gesetzt.
„Die Zeit ist reif für diese Herrenwäsche“, sagt Lothar Schuster, der vor 3 Jahren das „Tendenze“-Stammhaus in München eröffnete. Der 34jährige wollte sich „bewusßt nie in die Schwarz-Weiß-Desiger einreihen“ und versteht sein Unternehmen als „Europas erstes Haute-Couture-Haus für Männerwäsche“. Der Erfolg gib ihm bisher recht: Inzwischen werden auch in Stuttgart und Zürich Schuster-Artikel verkauft, 30 Prozent des Geschäfts machen mittlerweile Sonderanfertigungen aus. Auch in der Berliner Filiale werden Extrawünsche promt erfüllt – Stoffe liegen zur Auswahl bereit, genäht wird innerhalb einer Woche in München. Zum Kundenkreis für exklusive Unterwäsche gehören laut Schuster Männer jeder Altersgruppe und natürlich Frauen, die für ihre Partner einkaufen.
Extravaganz nach Maß bestimmt die Schuster-Kollektion. Bunte Blumenmuster, wie rote Rosen auf schwarzem Grund oder blassblaue Veilchen auf Gelb, wechseln sich ab mit Längsstreifen, weißen Pünktchen auf Rot oder Schwarz und glitzernden Pailletten. Als Stoffe kommen veredelte Baumwolle, Spitze und Samt in Frage sowie Microsoft-Badematerialien. Die Schnitte variieren zwischen Bodies mit Stehkragen und im klassischen Ringerstil, kreisrunden Ausschnitten auf dem Bauch und tief gezogenen V-Ausschnitten bis unter den Nabel. „ohs“ und „Ahs“ der Zuschauer begleiteten verschwindend winzige Tanga in bunten Mustern und transparente Spitzenbodies, wie sie bisher ausschließlich für Damen zu sehen waren. Wiederentdeckt und modern auf Hochglanz getrimmt: Badeanzüge für den Mann, sowohl mit Bermudahosen als auch hohen Beinausschnitten. Während auf dem Laufsteg die athletischen Modells posieren, schaltet Lothar Schuster von vorneherein mögliche Bedenken aus: Auch sogenannte „Problemfiguren“ könnten in edler Unterwäsche gut zur Geltung kommen, im Zweifelsfall lässt sich mit einem salopp geschnittenen „Pulloverbody“ auch ein Bauchansatz kaschieren. Die Devise für Liebhaber edler Wäsche: Auf den „Body“ kommt es an, nicht auf den Körper.